Es muss spätestens im Frühsommer 1970 gewesen sein, als ich nach der Schule mit meinem damals recht neuen Kinderfahrrad in meinem Heimatort stolz vor einer roten Ampel gestanden war und vorschriftsgemäß darauf gewartet hatte, dass sie auf grün umschaltet. Als Grundschüler hatte ich an diesem frühen Nachmittag wie immer nicht viel Zeit, denn die Last der schulischen Hausaufgaben drückte trotz herannahender Sommerferien auf mein schlechtes Gewissen. Neben und hinter mir stauten sich die Automobile, deren Fahrer sich ebenso nach der Grünphase dieser Lichtzeichenanlage sehnten wie ich.

Das Virus (aber nicht Corona);
Der sonore Klang eines luftgekühlten Volkswagens und das Erscheinungsbild eines VW-Käfers, sei es nun mit sog. „2-Kammer-“ oder mit „Bügeleisen-Rückleuchten“, waren zu jener Zeit auch auf den Straßen in meinem Wohnort die Regel, nicht die Ausnahme, und daher auch nichts Besonderes. So schenkte ich den Autos neben und hinter mir, insbesondere dem schwarzen VW-Käfer, der sich anschickte, mich links zu überholen, zunächst auch keine besondere Aufmerksamkeit.
Dies änderte sich schlagartig, als ich – zunächst nur beiläufig – einen Blick auf sein Heck werfen konnte. Als noch minderjährigem Burschen fielen mir da sofort deutliche Abweichungen von der mir seinerzeit vertrauten Karosserieform des Käfers auf. Es waren sicher nicht die Roststellen am Blech, an die sich mein Auge damals schon bei deutlich jüngeren Käfern gewöhnt hatte – sondern vielmehr diese zwei kleinen, von einem Steg in der Mitte durchbrochenen Fenster am Heck, die winzigen runden Rücklichter, das einzelne Auspuff-Endrohr, und diese „Blinkerstangen“ (Winker), die aus der B-Säule sprangen. Das war einfach außergewöhnlich. Mensch, was war denn das für ein Fahrzeug? Ein VW-Käfer zwar, und doch sah der ganz anders aus als jene Käfer, die sich damals auf den Straßen oder in meiner Spielzeugkiste tummelten.Was hatte es damit auf sich?
Auf meine gleichlautenden Fragen zu Hause antwortete mir mein Vater, dessen erstes Fahrzeug nach seinem Studium übrigens ein „Ovali-Käfer“ – Baujahr 1954 – war, zunächst, ich solle doch jetzt bitte erst meine Arbeiten für die Schule erledigen. Aber weil ich so auf meiner Frage beharrte und es ziemlich genau wissen wollte, machte er mir kurzerhand klar, dass es sich vermutlich um einen uralten VW-Käfer handele. „Die hatten früher eben so ausgesehen. Basta!“
Das stellte mich erst einmal zufrieden, es war zumindest eine Erklärung. Doch mein Vater konnte – auch als Mediziner – nicht ahnen, dass vermutlich schon damals das „Brezelkäfer-Virus“ auf mich übergesprungen war, obwohl der jüngste Brezelkäfer seinerzeit erst ca. 17 Jahre alt war, sich also zumindest nach meinen heutigen Maßstäben nicht durch ein hohes Alter auszeichnete. Diese Form, dieser „Dickholmer“ und diese zwei kleinen Heckfenster! Was für ein faszinierendes Design!
Mein Budget war weder als minderjähriger Schüler noch als Abiturient bzw. Student oder selbst in meinen frühen Berufsjahren groß genug, dass ich mir den Erwerb eines solchen Fahrzeugs (schon gar nicht nach meinen heutigen Ausstattungs-Vorstellungen) nur annähernd hätte leisten können. Anfangs schmökerte ich noch in den alten bebilderten Büchern meiner Eltern, sofern diese Literatur aus den 50er- oder frühen 60er-Jahren stammte, und ich in dem Buch den „Brezelkäfer“ oder den „Ovali“ auf den Schwarz-Weiß-Fotos im Straßenbild – und sei es auch nur im Hintergrund eines Bildes – erkennen und mich daran erfreuen konnte.
Wo immer ich ein so altes „luftgekühltes Krabbeltier“ (Brezel- oder Ovali-Käfer) in Natura erblicken konnte, versuchte ich, mit dem Fotoapparat schnell an den „Fundort“ zurückzukehren und schöne Bilder aufzunehmen, was mir bis in die frühen 80er-Jahre, übrigens auch außerhalb der Grenzen Deutschlands, durchaus gelungen ist. Es existiert sogar eine kleine Bildersammlung.
Aber eine Gelegenheit, so ein Fahrzeug (idealerweise in restauriertem Zustand) käuflich zu erwerben, stellte sich einfach nicht ein.
So fand ich mich langsam, aber sicher damit ab, dass es eben auch unerfüllte Träume im Leben eines Menschen geben muss. Die Begeisterung blieb zwar über die Jahre, allerdings zunehmend auf mein Gedächtnis reduziert und nur noch „in den Tiefen meines Bewusstseins und meiner Seele verankert“; irgendwann gab ich schließlich auf und sagte mir selbst dann ganz realistisch: „Aus der Traum!“
Viele Jahre später;
Einige Jahrzehnte sind vergangen, die 20er-Jahre des 21. Jahrhunderts sind angebrochen, und mittlerweile habe ich Familie, erwachsene Kinder, einen Job und ein Haus, erfreue mich an einem sehr gut erhaltenen Mercedes 280 E (W124, mittlerweile selbst Oldtimer), einer schönen betagten Vespa und einigen alten Mopeds und Fahrrädern. Letztere haben als Zeitzeugen der 30‘er bis 90‘er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die vielen Jahre einer bewegten deutschen Geschichte überdauert und stehen trocken in der Garage, aber funktionieren und werden regelmäßig von mir bewegt. Der berufliche Ruhestand rückt – wie bei allen sog.“Baby-Boomern“ – näher. Einen Brezelkäfer habe ich zu diesem Zeitpunkt allerdings völlig aus dem Blickfeld verloren.
Immerhin hatten schöne Erinnerungen an einen mit einem Pumuckl bemalten Käfer von 1970, den meine Schwester in den frühen 80er-Jahren gefahren hatte und leider recht bald verschrotten musste, meine Hoffnung und Begeisterung neu belebt, ebenso die Fahrt zu meiner Hochzeitsfeier im gelb-schwarzen 1303 Käfer-Cabriolet meiner Mutter. Und 2017 habe ich meinen beruflichen Zweitwohnsitz im Mannheimer Stadtteil „Käfertal“ eingerichtet. Zufall oder sogar Vor(her)sehung?
Als im Herbst 2020, also gute 50 Jahre nach dem „Ampel- und Überholt-werden-Erlebnis“, bei mir das Telefon klingelte und meine Mutter mir eröffnete, dass ich ab sofort über einen sehr alten Volkswagen verfügen könne, hat mir das erst einmal völlig die Sprache verschlagen.
Was war passiert?
Der spätere Lebensgefährte meiner Mutter war im hohen Alter von 95 Jahren nach einem erfüllten Leben friedlich entschlafen und hatte da noch „etwas Uraltes“ in einer seiner Garagen stehen, das nunmehr auf mich übertragen werden sollte und wurde. Es handelte sich um einen VW-Käfer (Export-Version), den der vorgenannte alte Herr mit Finanzhilfe seiner Schwiegereltern persönlich im Juli 1951 für seine später vorverstorbene Ehefrau bei der MAHAG in München als Neuwagen erworben und auf sie zugelassen hatte.
Der Käufer, später schon KFZ-Meister, aber noch nicht Lebensgefährte meiner Mutter, hatte aber – nach einem kleineren Auffahrunfall, in den seine damalige Frau verwickelt war – Anfang der 60er-Jahre entschieden, den Wagen für seine Frau „aufzuhübschen“, sprich „zu modernisieren“. So hatte er den geringfügigen Unfallschaden nicht nur repariert, sondern u.a. auch Zweikammer-Rückleuchten eingebaut, die Rillen-Winker und die besonderen Lüftungsdeckel (sog. „Rheumaklappen“ ) stillgelegt und vorne an der Karosserie Frontkotflügel der frühen 60 Jahre mit Blinker darauf und mit ovalen Hupengittern angebracht.
Die Heckkotflügel zierten jetzt also zeitgemäße Rücklichter, außerdem wurden beide Stoßstangen „modernisiert“. Auch ein neuer Motor war in diesen Jahren fällig geworden. Die ausgebauten Originalteile wurden damals natürlich (mangels Wert) fachmännisch „entsorgt“. Wenn ich versuche, mich in die damalige Zeit hineinzuversetzen, sind diese Maßnahmen für mich heute durchaus nachvollziehbar.
Seine ursprüngliche Absicht, das Brezelfenster (nicht einmal durch ein ovales, sondern) durch ein rechteckiges Fenster „zeitgemäß“ zu ersetzen, wurde – Gott sei gedankt – durch einen termingebundenen Großauftrag (Reparatur von mehreren Fahrzeugen nach Massen-Auffahrunfall auf der nahen Autobahn) vereitelt, den er in seiner Werkstatt mit seinen Mitarbeitern priorisiert und unter engem Termindruck abzuarbeiten hatte. So hat es der alte Herr zu seinen Lebzeiten meiner Mutter zumindest einmal erzählt. Die Umsetzung der letztgenannten „Modernisierungs-Absicht“ hätte bei mir sicher zur Entscheidung „Verkaufen“ geführt.
Nachdem seine damalige Ehefrau auf einen neuen Sportwagen umgestiegen war, wurde der Brezelkäfer nur noch als „Gelegenheitsfahrzeug“ genutzt, und sodann im Jahre 1972 abgemeldet und abgestellt, aber eben nie verschrottet. Er führte also seit Jahrzehnten einen Dornröschenschlaf, und das seit vielen Jahren in einem nicht mehr betriebs- und zulassungsfähigen Zustand, der schon (für mich als technischer Laie) nach erster Besichtigung einen erheblichen Restaurierungs– und damit Investitionsbedarf erkennbar machte.
Aber war es dieser Wagen mit einigen schon äußerlich sichtbaren Korrosionsflächen, vielen anderen „Baustellen“ und „Standschäden“ und folglich – wie sich noch erweisen sollte – auch mit erheblichem technischen Reparatur- und Ersatzteilbedarf, überhaupt wert? Darüber hinaus war mir noch gar nicht klar, ob ich den Käfer überhaupt wieder in den Ursprungszustand zurückbauen lassen kann. Wenn schon, denn schon! Erfreulich war bzw. ist dabei, dass der alte Papp-KFZ-Brief (der für den Erstzulassungstag im Juli 1951 noch amerikanische Besatzungskennzeichen ausweist, die ich mir als Replika habe wieder anfertigen lassen) sowie alle verliehenen Metall-Plaketten mit den dazugehörigen Urkunden des Herstellers erhalten geblieben sind.
Denkste hin, denkste her! Nachdem ich alle „Pros“ und „Contras“ in einen Topf geworfen und sämtliche in mir widerstreitenden Argumente in durchaus schlaflosen Nächten entsprechend abgewogen und Erstkontakte zu diversen Werkstätten aufgenommen hatte, habe ich mich für die Komplettrestaurierung des Käfers entschieden.

100.000 km Plaketten, 1. Motor, 1956
Dabei habe ich mir das nunmehr verbindliche Ziel vorgegeben, ihn äußerlich und innerlich – soweit möglich – wieder auf den Sommer 1951 zu „trimmen“. Wie es so schön heißt: „Liebe geht eben (auch) durch den Wagen“. Entscheidungsrelevant war nicht zuletzt auch der Umstand, einen derartig betagten PKW im Jahre 2020 quasi aus erster Hand erworben zu haben. Der Käfer befand sich schließlich seit der Erstzulassung im ununterbrochenen Eigentum der beiden Eheleute, war zwar 1972 stillgelegt worden, aber bis zum Schluss auf den alten Herrn eingetragen.
Ebenso spielte eine Rolle, dass ich die individuelle Biographie dieses Schmuckstücks größtenteils transparent machen konnte bzw. kann. Also war die Entscheidung gefallen, den Käfer von Grund auf restaurieren und in den „Status quo ante“ (Urzustand 1951) zurück versetzen zu lassen. Der Knackpunkt dabei: Um ein derartiges Vorhaben in Eigenregie durchzuführen, fehlte und fehlt es mir leider an Knowhow und erst recht an Zeit. Ich gebe dabei schonungslos und offen zu, dass ich selbst bedauerlicherweise kein „Schrauber“ bin! Daher musste ich meine Finanzen in einen „heftigen Überlebenskampf“ stürzen und einen ordentlichen Geldbetrag in die Hand nehmen, der den damaligen Verkehrswert des 2020 absolut fahruntüchtigen Käfers bei weitem überstieg. Besessenheit und Sturheit, gepaart mit gewissen Qualitätsansprüchen, haben eben ihren Preis.
Vom Rhein an die Donau;
Ab jetzt durfte ich mit Blick auf meine längst verdrängten Kindheitserlebnisse und -träume wieder Hoffnung schöpfen. Freilich gehört dazu auch, dass ich völlig neue, anfangs jedoch sehr leidvolle Erfahrungen sammeln musste. So habe ich begreifen müssen, dass man nicht nur als Matrose auf weiten Ozeanen, sondern auch auf bzw. an großen Flüssen (wie z.B. dem Rhein) „Schiffbruch“ erleiden kann. Speyer liegt am Rhein und ist unzweifelhaft eine sehr schöne und geschichtsträchtige Stadt.
Allerdings musste ich nach dem Transport des Käfers in diese Domstadt mit Blick auf eine dortige Werkstatt, die sich eigenen Angaben zufolge auch auf die Restaurierung von Oldtimern spezialisiert hat, die niederschmetternde Erkenntnis gewinnen, dass – außer der Beschaffung von wenigen gebrauchten Ersatzteilen – im Prozess der eigentlichen Restaurierung keinerlei Fortschritte zu verzeichnen waren.
Ferner wurde mir nicht einmal ansatzweise prognostiziert, z.B. durch Kostenvoranschlag nach grundlegender Untersuchung des

Vor dem Transport nach Speyer, April 2021
Nach diesem „Kentern“ als Auftraggeber, nach „Aufhebung des Auftragsverhältnisses im beidseitigen Einvernehmen“, sowie nach abermaligen umfangreichen, zeitintensiven Recherchen und Anfragen zu bzw. bei neuen potenziellen Auftragnehmern ging die Reise meines „Brezels“ Anfang September 2021 in das Einzugsgebiet eines anderen Flusses, nämlich von Speyer nach Sinzing bei Regensburg an der Donau. Im Endeffekt hatte ich durch diese „Neuorientierung“ jedoch fast ein ganzes Jahr an Zeit verloren.
Technische Wiederbelebung (Restaurierung): Los geht’s!
Doch in der Käferwerkstatt in Sinzing bei Regensburg unter der Leitung von Käfer-Profi Alexander Ferschke, durch die Mitarbeit von seinem hochgradig erfahrenen Partner Manfred Stelzl, und ihres überaus professionellen Teams nahm das Projekt sehr schnell Fahrt auf. Tempo, Dynamik, fachliche Versiertheit und Auskunftsfähigkeit in der neuen Werkstatt waren von Anfang an deckungsgleich mit meinen Vorstellungen und haben mich absolut überzeugt. In dem Betrieb herrschen klare Ansage, sorgfältige Problemanalyse, Kundenorientiertheit und Verlässlichkeit.
Meine positiven Eindrücke wurden einmal mehr bestätigt, als ich im Rahmen meiner Donauradtour und kurz nach der Auftragsneuvergabe einen faktisch unangekündigten Besuch in dieser Werkstatt gemacht habe. Wenn man die Maschinen brummen und die Auszubildenden, die Gesellen und die Meister schon von weitem bei der Arbeit, beim Fachdialog zur Restaurierung eines Fahrzeugs oder eines Fahrzeugteils, in angeregter Diskussion und gelegentlich auch beim „Fluchen“ hört, sofern z.B. mal etwas nicht so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat, begreift man sehr schnell, dass dort eben nicht „heiße Luft philosophiert“, sondern hart, fleißig und zielorientiert gearbeitet und Hand angelegt wird. Ach ja, und einen Kostenvoranschlag nach sorgfältiger Analyse des Fahrzeugs hatte ich auch recht schnell in der Hand. Jetzt konnte auch ich entsprechend planen und kalkulieren.
Weil der Kostenvoranschlag dann bei Fertigstellung des Käfers in der Summe doch geringfügig überschritten wurde, muss ich zur absoluten Ehrenrettung der Werkstatt in Sinzing festhalten, dass dies allein an meinen Sonderwünschen oder an Erkenntnissen lag, die erst im Laufe der Restaurierung zu gewinnen waren und zu „kleineren“ Planänderungen geführt hatten.
Recht zügig wurde der Käfer in all seine Einzelteile zerlegt. Nach fachgerechtem Auseinanderbauen (Frame-Off-Restaurierung) wurde sehr schnell klar, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Der ehemalige VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff, der meinem Krabbeltier die Urkunde „100.000 KM mit erstem Motor“ zu einer Zeit (1956) ausstellen ließ, als VW keine Aktiengesellschaft, sondern noch eine GmbH war, soll den Käfer einmal mit nachfolgendem Zitat bewertet haben: „Das Auto hat mehr Fehler als ein Hund Flöhe.“

„Väterchen Rost“ lässt grüßen, Februar 2022
Vielleicht sind diese „Fehler“ (zum Teil) aber auch das, was den Käfer gerade so beliebt macht.
Gleichwohl waren Korrosion, Verschleiß und diverse Standschäden sehr wohl ein Thema. Ohne Schweiß- sowie „Fleißarbeiten“, und ohne Geduld meinerseits wäre nichts gegangen.
Erschwerend kam hinzu, dass ein Original-Faltdach der Firma Golde (Das hatte ich mir einfach in den Kopf gesetzt, und meine Sturheit hatte ich ja schon oben erwähnt) von einem Spender-Fahrzeug (seinerzeit mangels Beschaffbarkeit leider nicht vom Brezelkäfer, aber immerhin von einem späteren „Dickholmer“) und viele andere Originalteile neu (bzw. rück-)verbaut werden mussten.
Auch bei einem Restaurierungsvorhaben muss man kompromissbereit sein. Die Karosseriearbeiten waren sehr langwierig, mühsam, aber dafür umso „erfolgreicher“. Auch die Originalfarbe Braun konnte wieder lackiert werden. Außerdem hat mir die Lektüre von reichlich vorhandener Fachliteratur die Wartezeit relativ erträglich gemacht und meine Vorfreuden nur noch gesteigert.
Zum Jahreswechsel 2023/20024 standen sodann u.a. die Motor- und Getrieberevision sowie der Einbau der neuen Verkabelung (einschließlich neuer Kabelbaum aus England) auf dem Programm. Rillen-Winker und originalgetreue Sicken-Stoßstangen wurden ebenso verbaut wie originale Einkammer-Rückleuchten und die Beleuchtung in der sog. „Papst-Nase“ (Nummernschild-Beleuchtung oberhalb des Heck-Kennzeichens). Ferner wurde auch noch ein aufgearbeitetes Original-Blaupunkt-Röhrenradio aus den frühen 50er-Jahren beschafft und eingebaut.
Schließlich wurde die Karosse auf den Rahmen gesetzt. Auch der Sattler musste mehrmals Hand anlegen, weil die alten Türstoffe mit ihren vielen Flecken und ein paar Löchern bei Anlegung gewisser ästhetischer Ansprüche nicht mehr zu retten waren. Mit der (viel Geduld und auch Zeit einfordernden) Beschaffung und dem Einbau von (weiteren) diversen Kleinteilen möchte ich den geneigten Leser/die geneigte Leserin nicht weiter langweilen.

Nach Grundierung und vor Lackierung, März 2023
Die erfolgreiche Hauptuntersuchung und das Wert-Gutachten führten den schön gelungenen Restaurierungsprozess auf die Zielgerade. Wie beliebt und nachgefragt der Käfer (Typ 1) und seine Ersatzteile (aus allen Jahren seiner Bauzeit) noch heute und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus sind, habe ich schon daran gesehen, in bzw. aus welchen unterschiedlichen Ländern die einzelnen Ersatzteile gefertigt wurden bzw. eingetroffen sind. Es existiert also noch eine „Community“, wenn künftig einmal der „Ersatzteilschuh“ drückt.
Endlich ist es soweit;
Schon Mitte August 2024 konnte ich den Brezelkäfer mit Wunsch-H-Kennzeichen auf mich zulassen, und bald danach die erste Probefahrt in Sinzing realisieren.
Nur aufgrund urlaubs- und später wetterbedingter Verzögerungen habe ich schlussendlich (erst) am 1. November 2024 meinen „Kinder- und Jugendtraum“ voller Stolz, aber auch mit großem Respekt und Demut vor diesem „Fahrzeugveteran“ und vor der damaligen Zeit, und ebenso mit großer Dankbarkeit gegenüber der Käferwerkstatt Regensburg (vom Transporter aus) in Empfang genommen und sogleich die ersten Runden in der Heimat gedreht. Das wurde natürlich standesgemäß mit Weißwürsten und BREZELN gefeiert.
Der Käfer seht seither in einer gut gelüfteten Einzelgarage und muss einen Wintereinsatz bzw. streusalzige Straßen sicher nicht mehr fürchten. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich den „Brezel“ (auch als historisch bedeutsames Fahrzeug, um nicht zu sagen, als „deutsches Technikdenkmal“) irgendwann unbeschadet an die nächste Generation weitergeben kann, und diese ihn hegt und pflegt.
Für mich war es das faszinierendste, aber auch definitiv das letzte KFZ-Restaurierungsobjekt in meinem Dasein. Wie heißt es so passend: „Aufhören, wenn es am schönsten ist.“

Nach erfolgreicher Probefahrt, September 2024

Der Brezel’ mit der Brezel, November 2024
Fazit:
Schlussendlich versuche ich, die „Moral“ von dieser Geschichte wie folgt auf den Punkt zu bringen:
„Kinder- und Jugendträume geraten durchaus in Vergessenheit,
doch können sie auch viel später in Erfüllung gehen.
Belebe nach all den Jahren nur wieder Deine Besessenheit
und glaube mir, es klappt! Du wirst schon sehen!“
…
© Thomas, 2024